Halo 5 – Forthenchos Review

Autor des Artikels: Steven Wilcken

xboxonede

Einführung von Avanar:

Forthencho hat mir überraschend ein Review zukommen lassen. In den ersten Sekunden hatte ich eigentlich eher den Wunsch es nicht zu veröffentlichen, da ich Microsofts Kurs nicht unterstützen kann, dass man kleine Blogs, vor allem Zielgerichtete, nicht ausreichend unterstützt.

Da Forthencho aber sehr viel für diese Seite macht, veröffentliche ich das Review doch. Das ist nur fair. Allerdings ohne Schnickschack wie Bilder und Videos die letztendlich nur Werbeplattform darstellen, die Microsoft sich in diesem Fall nicht verdient hat.

Wer Forthenchos Meinung lesen möchte findet hier seinen Test. Viel Spaß beim lesen.

Schönere Formatierung im Forum: http://forum.spieleberichte.de/index.php/Thread/13051-Halo-5-Guardians-Review-Forthencho/?postID=39380

[quote]Test von dem Xbox-One.de User Forthencho:

Eine Woche nach Release des neusten Halo-Ablegers gibt es nun von mir, Forthencho, eine kleine Review, da Avanar offensichtlich leider keine Testversion bekommen hat. Ich sage hierbei vorab, dass man diese Review nur lesen sollte, wenn man keine Angst vor Spoilern hat. Ich werde nicht vollkommen ins Detail gehen, aber Halo-Fans, die aus welchen Gründen auch immer das Spiel noch nicht (durch)spielen durften, würde das hier sicher einiges vorweg nehmen.
So, ohne weitere Vorworte – die große philosophische Ausführung kommt als Fazit am Ende – springen wir gleich in die erste Teildisziplin hinein, in der sich Halo 5: Guardians messen muss:
Die Story – „Sie ruft die Wächter, ihr zu dienen.“
8-10 Stunden. Als so lang wird die Kampagne auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad „Heldenhaft“ etwa eingeschätzt. Damit reiht sich Halo 5 in eine Tradition der Halo-Reihe ein, eine nicht allzu lange, aber passend kompakte Kampagne abzuliefern, die doch stets etwas länger ist als die anderer Shooter-Größen (Battlefield und CoD, z.B.). Ich selbst habe etwa 9,5h gebraucht und kann trotzdem sagen, dass da noch mehr Spielzeit bis zum Ende drin gewesen wäre. Denn auch wenn Halo als klassischer Shooter das „Schlauchlevelsystem“ nicht ganz verliert und natürlich keine offene Welt bietet, wirkt es auf mich persönlich doch irgendwie geräumiger als die anderen Teile. Man hat einfach das Gefühl, auf noch ein paar mehr Wege zurückgreifen zu können.
Ach ja, Story. Die Story von Halo 5 ist erstmal super. Das klingt zurecht nicht ganz begeistert, weil ich das große Manko einmal voranstelle:
Stichwort „HUNTtheTRUTH“ – das kann man nur vermissen. Hat uns die große Werbekampagne zuvor nicht etwas vom großen Todeskampf Locke vs. Master Chief erzählt, von der Jagd nach der großen Wahrheit, wer Recht hat und wer nicht? Wurden in der Audioserie nicht große Bilder vom schrecklichen ONI und von Aufständen in den äußeren Kolonien erzeugt? Wer das sucht, sucht vergeblich. Vielleicht lag ich da ja nur falsch, aber ich habe HUNTtheTRUTH auch in der Story von Halo 5 selbst erwartet. Stattdessen erfahren wir, dass das Ganze nur ein Missverständnis ist. Locke spricht den Master Chief ganz fein mit Sir an und bittet ihn mitzukommen, schließlich sind wir doch eigentlich alle Freunde, oder nicht? Am Ende geht es wohl weniger darum, den Master Chief irgendwie aufzuhalten, als ihm mehr aus der Patsche zu helfen. Abgesehen von einem zwar durchaus echt sehenswerten Faustkampf der beiden gegeneinander, passiert hier so ziemlich gar nichts.
Das ist sehr, sehr enttäuschend. Für sich ist HUNTtheTRUTH immer noch eine super Serie, sie verliert aber plötzlich mächtig an Wert und wird unstimmig. Denn hatten wir vorher einen schönen Fokus auf ONI als neues Feindbild, findet ONI in Halo 5 vielleicht ein- oder zweimal überhaupt Erwähnung. Bitter meiner Meinung nach für jeden, der die Sendung und die Kampagne vorher eifrig verfolgt hat. (Ich sage aber nochmal, dass tagelanges Verfolgen des ganzen mir vielleicht Erwartungen in den Kopf gesetzt hat, die real gar nicht so massiv ausfallen.)
Jetzt aber zum guten Teil: Nimmt man dieses Ärgernis einmal weg, haben wir eine super Story, die sich eigentlich sehr passend an Halo 4 anreiht, eben nur nicht an das, was man nun vor Halo 5 draus gemacht hat. Irgendwo kann man nun 343i gutsprechen, dass das ganze wenigstens eine ordentliche Verwirrung war. Denn die Geschichte um Cortana hat mich doch ehrlich gesagt etwas überrascht. Für jeden Halo-Fan – und man muss ehrlich sagen, dass Halo 5 doch ziemlich auf Fans und Vorwissen ausgelegt ist – waren mehrere Stellen sicher aber ein Erlebnis. Überhaupt mit einem Team aus Spartan-IIs, dem legendären Blue Team rumzulaufen, war echt eine super Erfahrung. Generell bietet die Kampagne viele epische Momente, von den Auftritten Cortanas, über das erste Erscheinen des Ewigen Wärters bis hin zur gleichzeitigen Rückmeldung tausender KIs zu Cortanas Ausruf der „Rückgewinnung“.
Man muss zwar deutlich sagen, dass man an einigen Stellen nicht nur Wissen aus Halo 4, sondern auch aus dem Halo-Lore mitbringen sollte, aber selbst ohne dürfte die Kampagne einige sehr coole Stellen bieten. Am Ende – wie zu erwarten eigentlich – ein totales Cliffhanger-Ende, das einen mehr als gespannt auf die Fortsetzung macht. Sieht man von dem HUNTtheTRUTH-Fiasko einmal ab, präsentiert sich Halo 5 mit einer sich gut angliedernden, epischen Story, die für einen Shooter am Ende nur deshalb kurz erscheint, weil man sich doch einfach nicht an ihr satt sehen kann.
Das Gameplay
Manch einer sagt ja, Gameplay sei das wichtigste an einem Spiel, besonders an einem Shooter. Tja, wenn das der Fall ist, wertet sich Halo 5 mit dem Gameplay mächtig auf.
Ich glaube man kann behaupten, dass einem hier das bisher beste Shooter-Gameplay aller Zeiten geboten wird. Noch nie war ein Halo so dynamisch, so instinktiv richtig von der Steuerung, dass – wenn man sich erstmal ein wenig reingefuchst hat – jede Bewegung einfach nur natürlich wirkt. 343i hat hier erneut bewiesen, dass sich ein Destiny höchstens des Gameplays eines Halos bedient, einem Halo aber nicht vormachen kann, wie es geht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was man groß dazu sagen soll. Am Gameplay gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen. Es macht alles einfach besser als vorher und bietet ganz neue Möglichkeiten in einer dynamischen Spielweise, die den Spartans würdig ist.
Vertonung
Ich sprach es schon einmal in einem Kommentar an: Der Soundtrack von Halo 5 ist spitze. Zugegeben, ich habe mich bisher noch nicht wie in den Jahren nach Halo 4 hingesetzt und den Soundtrack rauf und runter auf Youtube gehört, aber alleine von den großen Musik-Momenten im Spiel kann man sagen, dass hier sehr viel richtig gemacht wurde. Was besonders positiv auffällt ist nicht nur die Musik an sich, sondern vor allem wie das ganze scheinbar vertont wurde. Nicht viele Spiele schaffen es, dass schon eine Schar aus Violinen per Subwoofer meine Wände zum Beben bringen.
Da die Soundtracks von Spielen meiner Auffassung nach die Aufgabe haben, dass ohnehin schon gute Spielgefühl noch zu multiplizieren, muss ich auch hier Halo 5 loben. Ob man nun im Hauptmenü die Musik laufen lässt oder im Spiel zu den richtigen Zeitpunkten die Musik aufgedreht wird: Sie reiht sich wunderbar ein macht einen ebenso epischen Eindruck wie die Story sebst.
Multiplayer – „Negativ Infinity. Das gefällt mir nicht…“
Der Multiplayer…hmm. Das ist so eine Sache. Man kann hier von so einer Art Hassliebe sprechen. Er geht mir mit einigen Dingen richtig auf den Geist – und
ist auch meiner Meinung nach das Alles in Allem größte Manko von Halo 5 – aber irgendwie kann ich ihm doch nicht böse sein.
Die bereits angesprochenen Punkte, Gameplay und Vertonung, greifen natürlich auch hier. Zu letzterem gehören die seit Halo 4 auch richtig guten Waffensounds (die sich nochmal verbessert haben) natürlich mit dazu. Durch dieses tolle Gameplay wird natürlich auch der Multiplayermodus aufgewertet. Das REQ-System, das von einigen gefürchtet wurde, ist meistens nicht das Problem. Es ist ein durchaus sinniges System, das bisher weder so richtig frustrieren kann, als auch nur Profispieler ansprechen dürfte.
Das große Problem steckt in Entscheidungen, die ich einfach beim besten Willen nicht verstehen kann.
Ein Beispiel wäre der Radar. Der wurde von den klassischen 15m auf 10m runtergestuft. Kleinigkeit, sollte man meinen. Ist aber nicht so. Denn dadurch entstehen jetzt tonnenweise Situationen, in denen Leute praktisch hinter dir herlaufen, du sie aber durch den kleinen Radarbereich und das Fehlen von wirklich hörbaren Laufgeräuschen im Kampfgetümmel nicht bemerken kannst. Dann hat man ja bekanntlich den MP aufgeteilt in Arena und Kriegsgebiet. Deshalb sind nun fast alle Arenakarten ziemlich klein. Auf diesen Karten spawnen aber im gefühlten Minutentakt 2 Superwaffen und eine Supereigenschaft (Superschild, Aktive Tarnung,…). Man wird also mit jedem 2. Kill von irgendeiner fast schon unfairen Superwaffe in den Tod gerissen. Irgendwie leidet der Profi-Multiplayer von Halo doch sehr darunter. Noch trauriger: Das ist seit Halo 4 so. Zu Zeiten von Halo 3 war das noch eine ganz andere Sache, aber 343i bekommt es irgendwie nicht hin, wieder zu den profihaften Arenawurzeln zurückzukehren. Aber vielleicht ist da ja nur meine Meinung.
Warzone funktioniert an sich auch erstmal ganz gut und kann ordentlich Spaß machen. Kann. Denn das REQ-System hat im Kriegsgebiet doch auch seine großen Mängel. Am eigenen Leib durfte ich schon mehrfach sehr nerviges Spawnkilling erleben, dass nochmal dadurch begünstigt wurde, dass die Gegner durch das System einen schier endlosen Bestand an Panzern und Superwaffen zur Verfügung hatten, während wir relativ leer ausgingen. Dazu kommt z.B., dass wenn man sich eine Waffe an einer REQ-Station für Punkte freischaltet, so extrem von Glück befallene Leute wie ich in 9/10 Fällen gleich darauf getötet werden und das Scharfschützengewehr samt der 6 Punkte gleich wieder verschwunden ist. Das kann dann doch sehr, sehr frustrieren.
Natürlich gibt es auch positive Punkte. Es stehen schließlich tonnenweise Helme, Körperpanzerungen, Visiere, Haltungen, Embleme und Mordanschläge zur Individualisierung bereit. Außerdem bekommen alle Spieler im Laufe der Zeit noch weitere Karten und REQ-Pakete dazu, damit einem nie langweilig wird. Das Gameplay macht das Spielen im Multiplayer ja auch erstmal angenehm und verbessert es grundsätzlich enorm, die beispielhaft oben genannten Probleme – und leider auch noch einige weitere – stören aber doch an vielen Stellen und es ist eine Frage von Glück – dass ich sehr selten habe – ob eine Runde Multiplayer mal auf den Spielspaß hin betrachtet wirklich gut ist oder nicht.
Fazit – „Beenden? Nein, John. Das hier ist zu wichtig, um es zu beenden.“
Vielleicht erkennt man es an den Zitaten: Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr hat mich die Kampagne mitgenommen. Wie mein weiser Bruder nach meinem vorzeitigen Ärger über das ganze HUNTtheTRUTH-Thema gesagt hat: Man muss die Kampagne auf sich wirken lassen.
Tut man das, sollte jeder Halo-Spieler eigentlich zufrieden sein. Ich meine –
ACHTUNG, ZU HEFTIGER SPOILER –
Wir haben am Ende erlebt, wie sich Cortana im scheinbaren Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten gegen den Chief gewendet hat! Alleine diese Szene schon verdient Applaus, denn sie ist musikalisch und bildtechnisch einfach super gelungen. Das mal als näheres Beispiel für viele sehr coole Momente.
Der Multiplayer ist wie gesagt so eine Sache. Wäre ich nicht der Überzeugung, dass ich wie in jedem Spiel an einigen Stellen einfach heftiges Pech habe, wäre die Enttäuschung mehr als groß. So bin ich zwar persönlich etwas enttäuscht, dass 343i an vielen Stellen scheinbar nicht richtig mitgedacht hat und noch einiges zu verbessern wäre, muss Halo 5 grundsätzlich aber erstmal einen immer noch gelungenen Multiplayer zusprechen. Das gilt sowohl für Arena, als auch für Warzone. Wenn mich das Spiel durch die diversen Nervigkeiten
(Wortneuschöpfung!) dann doch wieder auf die Palme bringt, denk ich wahrscheinlich wieder anders darüber. ^^
Alles in allem hat 343i vieles richtig gemacht. Ich werde weder Punkte abgeben, noch dem Spiel einen bestimmten Ranglistenplatz unter allen Halo-Spielen zuteilen, weil das dem sicher nicht gerecht wird, wenn man in 2 oder 3 Monaten wieder auf die Review zurückblickt. Deswegen bleibt nur zu sagen, dass Halo 5 trotz seiner (vielleicht etwas individuellen) Mängel doch ein würdiger Nachfolger geworden ist, der meine Erwartungen zwar nicht sprengen konnte (im Bezug aufs Halo-Franchise), aber doch weit über den Shootern der letzten Monate und Jahre seit Halo 4 steht (im Bezug aufs Shooter-Genre).
Mit einer nicht zu kurzen, episch-gelungenen Kampagne und einem stets sehenswerten Multiplayer, der durch viele coole Neuheiten ergänzt wurde, sollte für Shooter-Freunde Halo 5: Guardians definitiv ein Pflichtkauf sein.

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