Wolfenstein: The Old Blood im Test

Autor des Artikels: Dukuu

Wolfenstein the old blood

B.J. Blazkowicz muss einen Stapel Dokumente stehlen, die den Allierten Aufschluss über den Aufenthaltsort von General Totenkopf geben, damit der Krieg doch noch eine glückliche Wendung nehmen wird. Ende.

Ok, ein klein wenig mehr gibt die Story schon her, aber sie verlässt das Niveau eines trashigen und dennoch unterhaltsamen B-Movies nicht. Das hat allerdings auch niemand erwartet. Eine fesselnde Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen und gut konstruierten Spannungsbögen war auch nie die große Stärke der Serie. Wer so etwas sucht, ist hier an der falschen Adresse.

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Nazi-Zombies vor der Flinte

Alle anderen begeben sich auf eine Reise durch insgesamt 8 Kapitel, die wiederum in zwei Story Abschnitte aufgeteilt sind. „Rudi Jäger und die Höhle der Wölfe“ nennt sich dabei der erste Teil, in dem es eure Aufgabe ist, Schloss Wolfenstein gemeinsam mit einem Freund zu infiltrieren. Das geht natürlich in die Hose und so versucht ihr in 4 Kapiteln den Nazi… ähm… Regime Schergen wieder zu entkommen.

In der zweiten Episode namens „Die dunklen Geheimnisse der Helga von Schabbs“ verschlägt es euch dann in ein Dörfchen namens Wulfburg. Ab diesem Zeitpunkt kommt richtig Dampf aus dem Kessel, die einst braven Regime Soldaten verwandeln sich nach ihrem Ableben plötzlich in brennende Zombies, die euch abermals nach dem Leben trachten! Wirklich gefährlich sind diese Zombie-Typen aber nur, wenn sie in Horden auftauchen und euch zu nahe kommen.

[nextpage title=“Ballern wie in guten, alten Zeiten“]

Die allergrößte Stärke von The Old Blood liegt eindeutig im Gameplay. Das Waffenarsenal ist zwar überschaubar, dafür aber sehr effektiv. Es werden verschiedene Spielstile unterstützt und im Laufe der Zeit auch gefördert. So erhaltet ihr Upgrades auf Waffen, die ihr häufig einsetzt, z.B. größere Magazine, oder schnelleres Nachladen. Für das Snipergewehr (Bombenschuss nennt sich das Ding im Spiel) muss man das Zielfernrohr auch erstmal frei schießen.

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Waffenrad: Messer, Rohr, Pistolen, Sturmgewehr, Bombenschuss, Blaster. Teilweise auch als Akimbo!

Die Wummen fühlen sich allesamt bemerkenswert gut an und bieten super Feedback, das durch die wuchtigen Waffensounds bestens unterstützt wird. Abschüsse befriedigen ungemein, ganz egal ob man aus nächster Nähe mit einer abgesägten Schrotflinte ballert, oder auf Entfernung einen sauberen Kopfschuss per Snipergewehr landet. Klasse!

Ihr müsst allerdings nicht bei jeder Mission einen Kleinkrieg vom Zaun brechen, zuweilen ist es durchaus möglich (relativ) still und heimlich ans Ziel zu gelangen. Schafft ihr es die Kommandaten in einem Abschnitt leise auszuschalten, dann wird kein Alarm ausgelöst und ihr habt es dann mit deutlich weniger gegnerischen Soldaten zu tun. Allerdings ist es nicht ganz so einfach, die Kommandanten ausfindig zu machen und diese unbemerkt von den Wachen zu töten. Der Versuch kann gerne auch mal schief gehen und dann brennt die Luft!

[nextpage title=“Langweilig ist anders!“]

Auch wenn sich zu Beginn einige Gameplay-Elemente für meinen Geschmack ein wenig zu sehr wiederholen, so ist das das Spiel insgesamt doch sehr abwechslungsreich. Immer wenn der Eindruck entstehen könnte, dass es Zeit ist mal was anderes zu machen, kommt The Old Blood mit etwas Neuem daher. Schießereien wechseln sich angenehm mit ruhigeren Abschnitten ab, ein paar Vehikel darf man steuern, an Wänden hochklettern, Mauern einreißen und vieles mehr. Auch die Sammler unter euch kommen auf ihre Kosten, so sind überall Goldbarren versteckt und Briefe verteilt.

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Mit diesen Typen ist nicht zu spaßen!

Überhaupt ist es eine gute Idee, die Umgebung gut abzusuchen. In guter, alter Wolfenstein-Tradition gibt es nämlich so einige versteckte Areale in denen man nicht nur Munition, Medipacks und Rüstungsteile finden kann, sondern auch das ein oder andere witzige Easter-Egg :)

B.J. kann im Übrigen nicht nur laufen und springen, sondern auch schwimmen. Also nicht vergessen auch mal in einem Tümpel abzutauchen – es könnte sich da unten etwas Interessantes verbergen.

Die Areale sind zwar recht linear, aber meistens gibt es ein paar kleinere Alternativrouten. Wer die Augen aufmacht, kann sich einen Vorteil verschaffen. Manchmal ist es sogar möglich das Spiel ein wenig auszutricksen und einfach im Rücken der Feinde vorbei zu rennen. Ob das von den Spieldesignern so beabsichtigt war, wage ich mal zu bezweifeln, aber ich hab mich so aus zwei nervigen Situationen befreien können. Noobig sowas, ich weiß, aber wenn’s geht…

[nextpage title=“Grafik ist nicht alles…“]

…auch eine gute Vertonung erhöht die Immersion. In diesem Punkt zeigt Wolfenstein: The Old Blood keine Schwächen. Wie gesagt, sind die Waffensounds super, aber auch die Vertonung des gesprochenen Wortes ist sehr gut gelungen. Einem Gerücht nach haben sich die Entwickler sogar Mut angesoffen, um eine Szene mit singenden, deutschen Soldaten in einer Kneipe authentisch wirken zu lassen 😀

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Eine Horde besoffener Nazi-Soldaten

Aber auch die anderen Sprecher machen einen guten Job in der deutschen Synchro. B.J.’s außerordentlich männliche Stimme kommt sehr, sehr gut zur Geltung, alle anderen sind mindestens befriedigend bis gut.

Die grafische Präsentation ist okay. Da wird’s keine Preise hageln, es wird lediglich guter Durchschnitt geboten. Ein paar nette Effekte, aber teils bisserl matschige Texturen. Dafür wird allerdings auch eine schöne, beklemmende Atmosphäre gezeichnet, die jedoch ein wenig dreckiger daher kommen dürfte. Manchmal ist mir die Umgebung einfach zu “sauber”. Das geht besser, aber dafür läuft das Spiel auch flüssig und ohne spürbare Lags. Kleiner Abzug in der B-Note.

[nextpage title=“Fazit“]

Nach ca. 10 Stunden und 11095 abgegebenen Schüssen hab ich den Abspann gesehen und war ein wenig traurig, dass es schon zu Ende war. Sicherlich kann man noch schneller ans Ziel kommen, aber wer gerne ein wenig forscht und einen Schwierigkeitsgrad wählt, der fordert und teilweise mehrere Anläufe erzwingt, ist tatsächlich so lange beschäftigt. Darüber hinaus könnt ihr noch Herausforderungen spielen und versuchen möglichst hohe Punktzahlen zu erzielen.

20€ sind meiner Meinung nach ein sehr fairer Preis für ein Spiel dieser Qualität. Wer gerne altmodische Shooter spielt wird allerbestens unterhalten und sollte jetzt sofort auf “Kaufen” klicken. Oder warten, bis am 15.5. die Retailfassung in die Läden kommt.

Ihr wollt noch eine Zahl haben? Ok, dann nehmt die 85 (von 100 und ausschließlich meine subjektive Spielspaß-Wertung) und schreibt gerne noch etwas in die Kommentare. Jetzt aber los und kauft das Ding!